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Hitzeschlacht am Waterberg. Um nicht in der heißesten Zeit des Tages aufsteigen zu müssen, bin ich früh morgens losgegangen. Jetzt sitze ich auf einem Stein weit oben am Hang und blicke hinaus auf das flache Land unterhalb des Berges. Die Luft flirrt unter mir, ich sehe Pferde, Reiter, Soldaten. Sie bewegen sich über die Ebene, kämpfen gegen dunkelhäutige Gestalten, die in alle Richtungen laufen, rennen, fallen. Vom Fuß des Berges löst sich eine kleine Gruppe und steigt bergauf. Als sie an meinem Sitzplatz vorbeikommen, bleibt ein korpulenter Mann stehen und wischt sich mit einem bunten Taschentuch über die Stirn. "Ganz schön heiß heute," ächzt er, nachdem er den Schweiß getrocknet hat. Als ich zustimme, grunzt er noch einen Gruß, dann stiefelt er weiter, seinen Kameraden hinterher. Ich blicke wieder nach unten, doch die Kämpfenden sind jetzt nicht mehr zu sehen. Ich erinnere mich daran, wie wir gestern hinter dem Schwimmbad auf dem kleinen Friedhof standen. Grabmale von Männern, geboren irgendwo in Deutschland. Gestorben, gefallen, gemordet, kaum 20 Jahre alt. Heute liegen sie am Schwimmbecken, erholen sich von den Anstrengungen des Urlaubstags und denken nicht an die 30.000 Herero, die von den Männern der Schutztruppe erschlagen, vertrieben, vernichtet wurden. Für sie ist nur ein Herero wichtig. Der zieht abends die Kellneruniform an und serviert ihnen Kudusteak in Rotweinsoße oder Wiener Schnitzel mit Pommes Frites, die sie sich im harten, hitzigen Kampf des Tages verdient haben.
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